Dorothea Weinberg
Psychotherapie mit komplex traumatisierten Kindern
Menschen, die, etwa durch ein lebensbedrohliches Ereignis, ein Trauma erleben, haben oft mit einer Reihe psychischer Folgen dessen zu kämpfen. Doch durch die richtige Therapie ist es zumeist möglich, das Trauma und somit auch dessen Folgen entsprechend zu bearbeiten. Aber wie sieht es hier bei Kindern aus, die schon ganz zu Beginn ihres Lebens mehrfach traumatisierende Erfahrungen machen mussten? Wie kann man diesen Kindern, bei denen die Folgen aufgrund der sehr frühen Traumatisierung noch viel weitreichender sind, helfen und auf welche Weise sind sie zu therapieren? Darauf liefert das Buch „Psychotherapie mit komplex traumatisierten Kindern“ von Dorothea Weinberg, einer Diplom-Psychologin mit dem Arbeitsschwerpunkt der Traumatherapie mit Kindern, erste Antworten. So steht bei diesem die Behandlung von Schädigungen in der frühen Kindheit, wie etwa Bindungs- und Gewalttraumata, im Vordergrund.

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Das Buch basiert dabei auf Weinbergs früherer Veröffentlichung „Traumatherapie mit Kindern“ (2005), weshalb es viele Inhalte des vorherigen Buches als bekannt voraussetzt und diese nicht wiederholt. Auch sprachlich setzt es gewisse psychologische Kenntnisse voraus, wodurch es sich vor allem an Fachpersonal aus helfenden Berufen, wie Kindertherapeuten, -ärzte oder Sozialpädagogen, die schon ein grundlegendes Fachwissen mitbringen, oder aber auch an allgemein psychologisch Interessierte richtet. Durch deren geringere Kenntnisse bzw. dadurch, dass sie fachfremd sind, ist es für diese jedoch eventuell sinnvoller, zunächst mit dem therapiepraktischen Teil zu beginnen und sich erst allmählich durch den ersten, komplexer geschriebenen und daher teilweise wohl auch anstrengenderen Teil durchzuarbeiten. Darüber hinaus lässt sich noch festhalten, dass sich das Buch nicht so sehr an die Betroffenen selber richtet, sondern eher an solche, die betroffenen Kindern Hilfe leisten bzw. eine Weise finden oder verstehen wollen, wie man diesen helfen kann.
Durch dieses Buch sollen also Möglichkeiten aufgezeigt werden, durch die sehr früh und auch schwer traumatisierte Kinder dennoch eine positive Entwicklung nehmen können. In diesem Zusammenhang werden die positiven Umstände aber vor allem eben auch die Therapieformen, mit deren Hilfe dies gelingen kann, vorgestellt.
Die Autorin teilt die Inhalte ihres Buches dabei in zwei Bereiche ein: den theoretischen und den praktischen Teil. Dazu wird sich im Theorieteil zunächst mit der Störungsgenese in den ersten Lebensjahren durch passive Schädigung, wie Deprivation und Unterlassung, und aktive Schädigung, wie körperliche oder sexuelle Misshandlungen, befasst. Dabei wird auch auf die Diagnose der „Traumabedingten Entwicklungsstörung“ und der „Komplexen Entwicklungsstörung nach Frühtraumatisierung“ sowie deren Symptomen, inklusive der neuesten neurophysiologischen Erkenntnisse, eingegangen. Auch Auswirkungen dieser auf die Seele, das Verhalten und die Entwicklung werden diskutiert. Durch diesen theoretischen Teil wird zunächst die Grundlage für das Verständnis der Störung geschaffen und dadurch auch das bessere Verständnis der Interventionsmaßnahmen ermöglicht.
Im zweiten therapiepraktischen Teil und Schwerpunkt des Buches wird dann vor allem auf die verschiedenen möglichen Therapieformen eingegangen, mit denen eine Besserung erlangt werden kann, also auf der Behandlung der Traumata. Dabei stehen hier die Bindungstherapie und vor allem das Konzept der „Traumabezogenen Spieltherapie“, welches von der Autorin weiterentwickelt und präzisiert wurde und das in jede Kindertherapie integrierbar ist, im Vordergrund. Es wird dabei auf deren Regeln und Vorgehensweisen eingegangen. Diese gestalten sich dabei als vorstrukturiert, wodurch sie gerade für Personen, die in diesem Bereich noch nicht sehr erfahren sind, recht nützlich für die Anwendung erscheinen. Zudem wirkt das so von der Autorin beschriebene Vorgehen, welches an die Situation des Kindes angepasst ist, durch ihre Erläuterungen als methodisch nachvollziehbar und therapeutisch wirksam. Im Anhang finden sich dafür schließlich auch die notwendigen praxisorientierten Übungen mit Instruktionen um die verschiedenen Teilaufgaben der Therapie durchführen zu können.
Zudem wird durch zahlreiche eindrückliche, praktische Beispiele, die auf den Erfahrungen der Autorin in der Therapie mit Kindern beruhen, die Therapieform noch veranschaulicht, der typische Therapieverlauf transparenter und durch die Einblicke in die Praxis leichter vorstellbar, wie dieser umsetzbar ist. Darüber hinaus wird auch auf das System, dass das traumatisierte Kind umgibt, eingegangen und wie auf dieses eingewirkt werden kann. Dies beinhaltet den Umgang der Eltern mit dem Kind sowie allgemein wie die Situation für diese Kinder Zuhause bestenfalls gestaltet sein sollte.
Abschließend lässt sich also festhalten, dass das Buch gute Einblicke darin liefert, wie eine Therapie mit komplex traumatisierten Kindern aussehen könnte, wobei es auch neue, bisher so nicht bestandene und auch wichtige Möglichkeiten ausweist. Diese werden dabei durch praktische Beispiele belegt und gerade auch durch seinen hohen Anwendungscharakter ist das Buch besonders interessant für Fachpersonal, welches in seiner Arbeit mit dieser Problematik umzugehen hat.