Du musst dünn sein: Anna, Tyranna und der Kampf ums Essen

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Autor:

Lesley Fairfield

Titel/Produkt:

Du musst dünn sein – Anna, Tyranna und der Kampf ums Essen

btonline.de Beschreibung/Rezension:

Lesley Fairfield behandelt mit ihrem Buch „Du musst dünn sein – Anna, Tyranna und der Kampf ums Essen“ ein für die heutige Zeit wichtiges Thema, ein aktuelles aber auch akutes Problem. Es geht um die Thematik „Ess-Störungen“, welche aufgrund des vorherrschenden Schönheitsideals erstmals und besonders bei Mädchen in der Pubertät auftreten kann.
Die Autorin hat sich für eine spezielle Art und Weise entschieden, das Thema zu beleuchten.  Es ist kein Buch mit sachlichen Informationen und Theorien, sondern es ist die (Bilder-) Geschichte des Mädchens Anna, das durch die Veränderungen im Teenager-Alter in den inneren Kampf zwischen essen und nicht essen gerät. Mit wenigen Worten werden die Bilder kommentiert, aber es wird dennoch deutlich was Anna erlebt, wie es ihr geht und welche Auswirkungen die Ess-Störung auf ihr gesamtes Leben hat (von fehlendem Schulabschluss, über Trennung des Freundes bis hin zur beinahen Selbstaufgabe). Es wird also ihr Lebens- aber insbesondere ihr Leidensweg gezeichnet, an dem am Ende bei ihr aber die Überwindung dieser Krankheit steht.
Das Buch ist recht gut gelungen. Für eine Zielgruppe wie Mädchen oder junge Frauen kann diese Form dazu beitragen, sie gut zu erreichen, da sich einige von ihnen recht gut mit Anna im Hinblick auf das Zu-Dick-Fühlen identifizieren können. Wichtig dabei ist aber, dass diese Mädchen wirklich verstehen, dass ein gestörtes Essverhalten ein ernst zu nehmendes Problem ist und dass sie, wenn es ihnen im Moment ähnlich oder sogar direkt wie Anna ergeht, dringend Hilfe benötigen und sie sich diese auch unbedingt suchen sollten bzw. diese, wenn sie bereits angeboten wird, annehmen. Sehr hilfreich erscheint es daher für die Betroffenen zu sein, sich die Ess-Störung als eine gemeine Gestalt – eben Tyranna – vorzustellen, die irgendwie greifbarer erscheint als nur über das „Problem“ bzw. die „Störung“ zu sprechen. Mit einer Figur kann gesprochen werden, sie kann geliebt (am Anfang, wenn das „Problem“ noch nicht erkannt ist), gehasst und mit viel Kraft und Selbsterkenntnis „zum Teufel gejagt werden“. Der positive Ausgang für Anna, die Überwindung der Ess-Störung bzw. das Loslösen von Tyranna, kann und sollte anderen Betroffenen Mut machen, dass der Kampf ums Essen für sich gewonnen werden kann, wenn Hilfe gesucht oder da ist.
Das Buch bietet für Mädchen und junge Frauen einen guten Ansatz sich mit ihrem Essverhalten auseinanderzusetzen, aber es weist insgesamt bei tatsächlich vorliegender Ess-Störung zu wenige Informationen auf. Beispielsweise wird zwar gezeigt, dass es verschiedene Hilfen gibt (zunächst die Eltern, später Selbsthilfegruppen und Therapie), aber deren Stellenwert bleibt zurück, d.h. es wird nicht klar wie wichtig die Unterstützung durch die Familie, aber auch insbesondere durch einen Therapeuten / eine Therapeutin ist, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Obwohl die Bilder an einigen Stellen drastisch gewählt sind, wirken die Folgen der Erkrankung – sowohl körperlich als auch für das Leben allgemein – gar nicht so extrem.
Wenn allerdings der Umstand Berücksichtigung findet, dass es eben nicht als Sachbuch mit detaillierten Informationen über Verlauf, Behandlungsmöglichkeiten usw. konzipiert wurde, sondern als Geschichte einer Betroffenen, die glücklicherweise als Siegerin aus dem Kampf ums Essen und mit sich selbst hervorgegangen ist, werden die Höhen und vielen Tiefen von Anna und Tyranna eindrucksvoll dargestellt und können Mädchen und junge Frauen bei ihrem skeptischen Blick aufs Spiegelbild darin bestärken nicht zu kritisch mit sich selbst zu sein, um nicht in den aufgezeigten Teufelskreis zu kommen.