Suchttherapie Teil 2

0

 

Suchttherapie, Psychoanalytisch-interaktionelle Psychotherapie

Psychoanalytisch-interaktionellen Psychotherapie: Übertragung und Gegenübertragung

Die Übertragung bei Patienten mit basalen Störungen zeigt sich nach Heigl-Evers (1997) sehr schnell und direkt. Es wird nur ein Teilobjekt übertragen, was aus den verbalen und nicht-verbalen Äußerungen sowie aus den dadurch ausgelösten Affekten und Assoziationen des Therapeuten zu erschließen ist.

Der abhängige Patient substituiert ein Teilobjekt mit den zugehörigen Regulierungsfunktionen durch den Therapeuten. Die damit an den Therapeuten gerichteten Erwartungen auf (selbstverständliche) Übernahme sind (natürlich) realitätsfremd und führen zu interaktionellen Unverträglichkeiten zwischen Patient und Therapeut, die zum Gegenstand der Behandlung werden. Als Folge der Tendenz des Patienten, auf den Therapeuten ein Teilobjekt im Sinne der Substitution zu übertragen, d. h. ihn zur Befriedigung von Triebwünschen, von Bedürfnissen nach Reizschutz, nach Sicherheit und Wohlbefinden und zur Stabilisierung des Selbstwertgefühls zu benutzen, kommt es bei vielen Therapeuten zur Auslösung von Ablehnung und/oder Aggression.

Ziel der weiteren Therapie ist die Aufhebung dieser Realitätsverzerrung. Es werden jedoch noch keine Deutungen des weitgehend unbewussten Materials vorgenommen. Eine Zentrierung auf unbewusste Konflikte erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt der Therapie. Ziel dieser Therapiephase ist der Versuch, die Selbstwahrnehmung von Affekten als eine Unterfunktion der Realitätsprüfung anzuregen und zu fördern.

Damit der Patient seine Selbstwahrnehmung und die Wahrnehmung des Therapeuten verändern kann, benötigt er ein gewährendes Objekt, von dem er sich gehalten fühlt, und eine Beziehung, die Kontinuität aufweist. Der Therapeut ist aktiv darum bemüht, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, in der er seinen Patienten in seiner Individualität und seinen besonderen Beeinträchtigungen jederzeit akzeptiert und dies auch durch seine Haltung verdeutlicht (Heigl-Evers, 1977). In einer so gestalteten therapeutischen Beziehung hat der Patient die Möglichkeit, entwicklungsfördernde Identifikationen als Alternative zu einer frühkindlich erlebten Realität zu verinnerlichen. Durch diese Identifikationen wird das Ich gestärkt, so dass die Frustrationstoleranz und Konfliktfähigkeit verbessert werden können.

Im weiteren Therapieverlauf wird nach dem Prinzip von der "Oberfläche in die Tiefe" verfahren. Dabei wird durch schrittweise Hineinnehmen der Realität in die Therapie der Realitätsbezug des Patienten in seiner Wahrnehmung und seinem Handeln ausgebaut. Dabei sind insbesondere überfordernde und überwältigende Situationen des Alltagslebens zu besprechen.