Reaktive Depression / Anpassungsstörung

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Einführung

Reaktive Depressionen werden auch als depressive Anpassungsstörungen bezeichnet. Sie sind eine weitere Form der psychogenen Depressionen, d. h. die Erkrankung kann auf bekannte und nachweisbare seelische Anlässe und Motive zurückgeführt werden.

Reaktive Depressionen unterscheiden sich von den anderen Depressionsformen aufgrund der Symptoe, des Verlaufs aber insbesondere auch durch die ursächlichen Faktoren. Bei den ursächlichen Faktoren handelt es sich um Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die im allgemeinen die sozialen Funktionen und Leistungen behindern und während des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung oder nach belastenden Lebensereignissen auftreten. Belastende Lebensereignisse können Trauerfälle oder Trennungserlebnisse sein oder das weitere Umfeld sozialer Unterstützung oder soziale Werte, wie bei der Emigration oder nach einer Flucht, betreffen. Sie können aber auch aus größeren Entwicklungsschritten oder Krisen resultieren wie z. B. Schulbesuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und Eintritt in den Ruhestand.

Die Anzeichen und Symptome der reaktiven Depression sind unterschiedlich und umfassen depressive Stimmung, Angst oder Sorge oder eine Mischung von beidem. In einigen Fälle entsteht ein Gefühl, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können. Störungen des Sozialverhaltens können insbesondere bei Jugendlichen vorkommen.

Vorkommen

Die Störung beginnt im allgemeinen innerhalb des ersten Monats nach dem belastenden Ereignis oder der Lebensveränderung. Die Symptome halten meist nicht länger als 6 Monate an, außer bei der längeren depressiven Reaktion. Dies ist ein leichter depressiver Zustand als Reaktion auf eine länger anhaltende Belastungssituation, der aber nicht länger als 2 Jahre dauert. (F43.21).

Symptome

Die Symptome sind depressive Stimmung, Angst, Besorgnis mit der gegenwärtigen Situation nicht zurechtzukommen und manchmal auch Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Anforderungen des Alltags (Dilling und Reimer, 1995).

Formen

Kurze depressive Reaktion (F43.20): Vorübergehender leichter depressiver Zustand, der nicht länger als einen Monat dauert. Längere depressive Reaktion (F43.21): Leichtere depressiver Zustand als Reaktion auf eine länger anhaltende Belastungssituation, die jedoch nicht länger als 2 Jahre dauert. Angst und depressive Reaktion gemischt (F43.22): Es sind sowohl Angst als auch depressive Symptome vorhanden.

Verlauf

Reaktive depressive Störungen sind zeitlich begrenzt und dauern nicht länger als 6 Monate bzw. 2 Jahre.

Ursachen

Bei der Entstehung reaktive Depressionen ist eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur von Bedeutung, deren Merkmale Sensitivität, Selbstunsicherheit und Übergewissenhaftigkeit sind. Es kann ein Zusammenwirken mit mehr oder weniger neurotischen Mechanismen angenommen werden. Obwohl die individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität bei der Entstehung der reaktiven Depression eine bedeutsame Rolle spielt, ist nach der ICD 10 dennoch davon auszugehen, dass das Krankheitsbild ohne die Belastung nicht entsteht. Das belastende Ereignis oder die andauernden, belastenden Umstände sind primäre und ausschlaggebende Kausalfaktoren, ohne deren Einwirkung die Störung nicht entstanden wäre.

Therapie

Im Hinblick auf die Wirksamkeit klassischer und neuartiger Psychopharmaka und die Effizienz der unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren, verweise ich auf die Seiten des Kompetenznetz Depression, das sich die Aufgabe der Erforschung dieser Therapiemöglichkeiten gestellt hat. Hier erhalten Sie zudem umfängliche Informationen zu allen anderen Bereichen depressiver Störungen.

Bei der reaktiven Depression handelt es sich um eine psychogene Erkrankung, d. h. das Behandlungsverfahren der Wahl ist eine Psychotherapie, die in der Regel fokal auf das Problem zentriert sein sollte.