Alkoholsucht, Alkoholismus, Alkohol Teil 23

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Abhängigkeitserkrankungen – Alkoholabhängigkeit

Alkoholsucht, Alkoholismus, Alkoholabhängigkeit

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Was ist Alkohol und welche Wirkungen hat Alkohol?

Die Chemie unterscheidet eine Vielzahl verschiedener Alkohole. Alkohol, der in Getränken (Bier, Wein oder Schnaps) enthalten ist, wird als Ethanol oder Ethylalkohol (früher: Äthanol) bezeichnet und besteht aus einem Sauerstoffatom, zwei Kohlenstoffatomen und sechs Wasserstoffatomen (C2H5OH). Ethanol ist eine wasserlösliche, farblose, bitter schmeckende Flüssigkeit, die mit blauer Flamme verbrennt. Ethanol ist leichter als Wasser und verdampft bereits bei 79 ° Celsius.

In der Natur entsteht Ethanol durch Gärung. Bei diesem Vorgang werden verschiedene Zucker durch Mikroorganismen (Hefen) in Ethanol und Kohlendioxid umgewandelt. Trinkalkohol darf nur durch Hefegärung von Pflanzenteilen, Melasse, Stärke oder Zucker gewonnen werden. Technischer Alkohol kann auch synthetisch hergestellt werden. Ethanol ist leicht löslich in Wasser, Ölen und Fetten. Er löst sich auch im menschlichen Körper leicht im Blut und diffundiert ungehindert durch die Zellmembranen.

Ethylalkohol ist ein Zellgift, das bereits bei einer langfristigen täglichen Aufnahme etwa 10 g u. a. das Nervensystem und die Körperorgane schädigen kann. Bei einer täglichen Aufnahme von etwa 40 g treten diese Schäden mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf.

Alkoholische Getränke werden nicht nur wegen ihres Geschmackes, sondern auch wegen der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Wirkungen des Alkohols getrunken. Alkohol wirkt beruhigend auf das Zentralnervensystem, hilft Angst und Hemmungen zu überwinden, Minderwertigkeitsgefühle, Spannungen und Furcht vor einem Versagen zu verringern, Freude zu verstärken und Einsamkeit zu mildern. Geringe Mengen alkoholischer Getränke wie z. B. 0,2 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein wirken anregend, bei höheren Mengen wirkt der Alkohol dämpfend auf das Zentralnervensystem.

Der Alkoholstoffwechsel im menschlichen Körper verläuft in den Phasen Resorption (Alkoholaufnahme), Distribution (Verteilung des Alkohols im Körper) und Elimination (Alkoholabbau):

Resorptionsphase
Der beim Alkoholkonsum aufgenommene Alkohol gelangt über die Speiseröhre in den Magen und den Dünndarm. Etwa 10 bis 20 Prozent der getrunkenen Alkoholmenge werden von der Magenschleimhaut und 80 bis 90 Prozent von der Darmschleimhaut resorbiert. Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften (leichte Löslichkeit) gelangt der resorbierte Alkohol direkt in den Blutkreislauf. Die Aufnahmegeschwindigkeit des Alkohols wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst: Konzentrierter Alkohol, größere Alkoholmengen, warme, heiße, kohlendioxidhaltige Getränke oder ein leerer Magen bewirken eine schnellere Resorption. Schnelles Trinken bewirkt eine große Resorption und kann zu erheblich stärkeren Ausfallerscheinungen führen als langsames Trinken.

Distributionsphase
Parallel zur Resorption wird der Alkohol über den Blutkreislauf und durch Diffusion im Körper verteilt. Dabei gelangen etwa 96 Prozent in das Wasser des menschlichen Körpers und bis zu 4 Prozent in das Fettgewebe. Der in das besonders stark durchblutete Gehirn gelangende Alkohol lähmt u. a. die Nervenzellen, was z. B. zu einer verminderten Leistungsfähigkeit führt. Etwa 30 bis 60 Minuten nach dem Alkoholkonsum erreicht der Blutalkoholspiegel ein Maximum. Etwa 60 bis 90 Minuten nach dem letzten Glas ist die Verteilung im Körper normalerweise abgeschlossen. Die Alkoholkonzentration im Gehirn und in der Atemluft entspricht der Konzentration des Alkohols im Blut. Besonders niedrig ist die Alkoholkonzentration in der Leber, weil dort der Alkoholabbau stattfindet.

Eliminationsphase
Wegen der Zellgiftigkeit, versucht der menschliche Körper, den Alkohol sehr schnell wieder auszuscheiden. Etwa 5 Prozent werden mit der Atemluft, dem Schweiß und dem Urin ausgeschieden, etwa 95 Prozent werden in der Leber abgebaut. Der Umsatz erfolgt durch Oxidation über Acetaldehyd zu Essigsäure, Wasser und Kohlendioxid. Daran ist vorwiegend das in der Leber konzentrierte Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH) beteiligt.

Wegen des langsamen Umsatzes des Alkohols ist die Eliminationszeit wesentlich länger als die Resorptionszeit, d. h. die Abbaugeschwindigkeit ist wesentlich langsamer als die Aufnahmegeschwindigkeit. Nach Feuerlein (1979) erfolgt der Alkoholabbau weitgehend gleichmäßig mit einem konstanten Wert von durchschnittlich 0,100 Gramm Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht für Männer und 0,085 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht für Frauen pro Stunde. Unter der Berücksichtigung unterschiedlicher Körperwasserkonzentrationen ergibt das eine relative Abnahme von 0,10 bis 0,20 Promille pro Stunde. Feuerlein nennt in diesem Zusammenhang einen Wert von 0,15 Promille pro Stunde. Bei der Rückrechnung des Blutalkoholwertes im Zusammenhang mit Verkehrsdelikten wird in Deutschland eine untere Grenze von 0,10 Promille pro Stunde angenommen. Anhand dieser Werte sind die minimale und mittlere Verminderung des Alkoholspiegels in Promille für X Stunden nach dem Alkoholkonsum zu errechnen.

0,10 x Zeit in Stunden = minimale „BAK“-Abnahme in Promille

0,15 x Zeit in Stunden = durchschnittliche „BAK“-Abnahme in Promille

Im Durchschnitt werden nur etwa 0,10 bis 0,15 Promille pro Stunde ausgeschieden bzw. auf enzymatischem Wege umgesetzt. Diese Abbaurate ist unabhängig von Geschlecht, Alter, Schlaf, körperlicher Arbeit, verstärkter Atmung sowie Harnausscheidung und ist auch durch Medikamente kaum beeinflussbar.