Psychoanalytisch-interaktionelle Psychotherapie

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Psychotherapie: Analytische Psychologie, psychoanalytische Therapie  

Kurzbeschreibung der Psychoanalytisch-interaktionellen Psychotherapie:

Für die Therapie von Suchterkrankungen bietet sich eine modifizierte psychoanalytische Psychotherapie auf der Basis der Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehung zwischen dem Patienten und Therapeuten an. Diese Therapieform ist bekannt unter dem Namen: Psychoanalytisch-interaktionelle Psychotherapie (Heigl-Evers, A., Ott, J., 1998).

Gegenstand dieser auf der Psychoanalyse aufbauenden, modifizierten Therapieform sind Psychopathologien oder Störungsmuster, die als entwicklungsbedingte strukturelle Ich-Störungen, als basale Störungen oder als dyadische Beziehungsstörungen (Heigl-Evers, 1997) bezeichnet werden. Diese Störungen werden in der Literatur auch als präödipale oder als frühe Störungen bezeichnet. Merkmale dieser Störungen sind defizitäre Teilobjektbeziehungen, Störungen im Affektsystem (beziehungsregulierende, informationsverarbeitende wie auch der selbstreflexive Affekte), niedrige Toleranz für Kränkungen, Demütigungen und Enttäuschungen und primitive Übertragungen i. e. Übertragung eines Teilobjektes mit heftigen bis ungesteuerten affektiven Reaktionen.

Ursachen derartiger Störungen können nach Heigl-Evers (1997) kumulative mikrotraumatische Erfahrungen im Sinne mangelhafter Einstimmungs- und Abstimmungsprozesse in der frühen Mutter/Kind-Dyade, Makrotraumatische Erfahrungen wie plötzliches Verlassenwerden und/oder grobe sexuelle oder aggressive Übergriffe auf das Kind in der präödipalen Phase und ödipale Traumen, d. h. sexuelle und/oder aggressive Überstimulierungen bis hin zum manifesten Inzest und/oder zu gewalttätigen Übergriffen, sein.

Durch Überstimulierungen geraten die spezifischen ödipalen Impulse (Inzest und Patricid bzw. Matricid) für das Individuum in bedrohliche Handlungsnähe. Der präsente Dritte, die trianguläre Konfiguration wird dann zu einer größter Angst verbundenen Gefahr. Zu den Überstimulierungen ödipaler Phantasien mit den zuvor genannten Folgen gehört z. B. eine ständige Abwertung eines Elternteils durch den anderen gegenüber dem Kind, das gleichzeitig zum erstrebten Partner wird. Das Kind flüchtet in dieser bedrohlichen Situation durch Regression aus der Triade in eine frühe dyadische Beziehung, die den gefährlichen Dritten zurücktreten lässt. Gleichzeitig erfolgt eine Triebregression (auf die orale Stufe) und eine Ich-Regression auf frühe Fixierungen des Ichs, mit einem Funktionsniveau, das um Spaltungs- und andere primitive Abwehrmechanismen zentriert ist. Kennzeichen basal gestörter Patienten sind also die bereits angesprochenen Ich-Defizite, die Folge einer dominanten inneren Objektbeziehung sind, die wiederum aus einer mangelnden Differenzierung zwischen Selbst- und Objektrepräsentanten entsteht.

Zentrales therapeutisches Ziel der psychoanalytisch-interaktionellen Therapie ist eine Veränderung dieser Objektbeziehung in Richtung auf triadische Ganzobjektbeziehungen (Heigl-Evers, 1997). Die Therapie soll durch das Angebot eines ausreichend guten Objektes, das zur Verinnerlichung einlädt, gefördert werden. Der therapeutische Prozess soll also in einer Weise gefördert und beeinflusst werden, dass Teilobjekte durch Ganzobjekte mit entsprechenden personalen Beziehungsmodi abgelöst werden können, Konflikte die im interpersonellen Feld als Manifestationen primitiver Übertragungen entstanden sind, in ihren Entstehungszusammenhängen erfasst und verstanden werden und in den (Innenraum) des Patienten verlagert werden können, d. h. nicht mehr auf der "äußeren Bühne", sondern auf der "inneren Bühne" ausgetragen werden; Affekte sich zunehmend differenzieren und signalgebende Funktion gewinnen; Toleranzen für Frustrationen und Affekte erhöht werden; die der Realitätsprüfung und ihrer Subfunktionen wie die des Urteilens verbessert werden; ein Transfer wichtiger Regulierungsfunktionen von den (Teil-) Objektrepräsentanzen auf die Repräsentanzen des Selbst erfolgt; eine Stabilisierung der Selbst- und Objektrepräsentanzen und Entwicklung einer konturierenden Identität zustande kommt; ein funktionsfähiges (ödipales bzw. postödipales) Über-Ich mit depersonifizierten Werten und Normen, die ins Ich integriert werden können, zur Entwicklung gelangt und für die Triebentwicklung eine Weichenstellung in Richtung postödipaler Genitälität vollzogen wird.

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