Katathym Imaginative Psychotherapie

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Katathym Imaginative Psychotherapie, Katathymes Bilderleben  

Kurzbeschreibung der Katathym Imaginativen Psychotherapie

Dieses zunächst unter der Bezeichnung Katathymes Bilderleben (griech. kata = gemäß; griech. thymos = Seele) bekanntgewordene Verfahren wurde von Hanscarl Leuner (geb. 1919) auf psychoanalytischer Grundlage entwickelt. Vorgangsweise bei dieser Methode ist die Arbeit an tagtraumartigen, affektiv (d. h. von Gefühlen gesteuerten) "innerlichen Bildern".

Im Mittelpunkt dieser in drei Stufen verlaufenden Tagtraumtechnik stehen insgesamt 12 Standardmotive (z. B. Wiese, Bach, Berg, Höhle), die dem entspannt sitzenden oder auf der Couch liegenden Klienten vorgegeben werden. Der Klient beobachtet und beschreibt diese Bilder in einem vertieften Entspannungszustand. Im psychotherapeutischen Gespräch wird anschließend die symbolische Bedeutung der imaginierten Bilder nach psychoanalytischen Grundsätzen erarbeitet. Ziel ist dabei die Bewußtmachung und das Wiedererleben frühkindlicher Erfahrungen im Hinblick auf die Auflösung aktueller Problemmuster durch ein korrigierendes emotionales Erleben in Imagination und tagtraumhaften Innenbildern.

Die praktische Anwendung der Katathym Imaginativen Psychotherapie gestaltet sich z. B. wie folgt:

Zunächst wird der Imaginationsraum durch eine Entspannung, die eine psychophysiologische Umstellung bewirkt und die Aufmerksamkeit auf innerseelische Prozesse lenkt, vorbereitet. Der/die TherapeutIn schlägt ein Motiv (z. B. Wiese, Bach oder Haus) vor und der/die PatientIn versucht sich die Wiese vorzustellen und sich darauf zu bewegen. Dabei werden aktuelle Stimmungen, bewußte und unbewußte Konflikte sowie Ressourcen angesprochen und zur Entfaltung in Bildern, Szenen und Geschichten angeregt. Die Innere Befindlichkeit wird so in wahrnehmbarer Form symbolisch dargestellt. Der Tagträumer beschreibt im Unterschied zum Nachträumer alles, was er beobachtet und sich vor seinem inneren Auge abspielt. Während der Schilderung seiner Imaginationen wird der Patient durch den Therapeuten in einem Dialog begleitet. Dieser kann ihn z. B. vor zu großer Angst schützen, ihn durch emphatisches Verstehen zu weiterer Exploration anregen, ihn in der Konfrontation mit Konfliktmaterial unterstützen und ihn zu neuen Verhaltensweisen und Beziehungserfahrungen ermutigen.

Der Patient gestaltet auch nach der Therapiestunde malend oder beschreibend die imaginierten Bilder, Szenen und Geschichten zu Hause weiter und reichert sie mit seinen Einfällen an. Der durch die Imagination angeregte Prozeß wird dadurch auch zwischen den Therapiestunden im sogenannten Gestaltungsraum fortgesetzt.

In Gesprächen wird das Erlebte, Erforschte und Erarbeitete explizit mit aktuellen Konflikten und der Lebensgeschichte verbunden mit dem Ziel, diese sinnvoll in den biographischen Kontext zu integrieren. In diesem sogenannten Gesprächsraum werden auch neue Verhaltensmöglichkeiten besprochen.

Die Anwendung erfolgt in drei Stufen als Kurzzeit- (bis 30 Stunden) oder als Langzeittherapie (über 30 Stunden). KIP wird sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting angewandt. Die Katathym imaginative Psychotherapie hat sich in der Behandlung von
neurotischen, funktionellen und psychosomatischen Beschwerden bewährt. KiP kommt zur Krisenintervention und Traumabehandlung, neuerdings auch im Rahmen der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen und Suchterkankungen zur Anwendung.